ViroidResist

Schutz und Stärkung des ökologischen Hopfenanbaus in Tettnang gegen Schadviroide

Viroide sind kleine, einzelsträngige, zirkuläre RNA-Pathogene, die verschiedenen Nutzpflanzen infizieren. An der Universität Hohenheim haben Swati Jagani und Michael Helmut Hagemann herausgefunden, dass Hopfen nicht nur von vier sondern von fünf verschiedenen Viroiden infiziert werden kann. Besonders besorgniserregend für den deutschen Hopfenanbau ist das Citrus Bark Cracking Viroid. In Bayern hat es bereits mehr als 110 Hektar Hopfenanbaufläche in drei Hotspots infiziert. Die Krankheit entwickelt sich langsam und die Symptome variieren je nach Hopfensorte, was die Bekämpfung erschwert. Obwohl erste Anzeichen des Viroids bereits 2007 in Slowenien beobachtet wurden, wurde es erst 2015 als Ursache für eine schwere Form der Hopfenkrankheit validiert.

Man nimmt an, dass das Viroid ursprünglich von unsachgemäß entsorgten Zitrusfrüchten stammt. In einer vorangegangenen Studie von Herrn Hagemann und Kollegen wurde festgestellt, dass etwa 6% der in deutschen Lebensmittelgeschäften gekauften Früchte mit diesem Viroid infiziert sind. Zudem trugen 30% das Hop Stunt Viroid und 13% das Citrus Exocortis Viroid. Vorläufige Erkenntnisse weisen darauf hin, dass ein Großteil des deutschen Weins mit dem Hop Stunt Viroid infiziert ist und auch Apfel sowie weiteres Baumobst als potenzielle Viroid-Reservoirs dienen könnten.

Diese Ergebnisse deuten auf ein ernstzunehmendes Risiko für den Hopfenanbau in Baden-Württemberg, wo vor allem im Gebiet Tettnang international gehandelter Hopfen auf rund 1.500 Hektar angebaut wird. Viroid-Infektionen stellen eine konstante Bedrohung für die Region dar, und die Ausbrüche in der Hallertau könnten nur die Spitze des Eisbergs sein. Dabei geht die Gefahr nicht nur von importierten, infizierten Früchten aus. Ein weiterer Risikofaktor ist die Verbreitung des Hop Stunt Viroids in Wein- und Obstbau. Einzelne Spezies der Randbepflanzungen, die vor allem in der ökologischen Landwirtschaft als Nützlingsrückzug genutzt werden, können ebenfalls ein Risiko darstellen. Durch Überwachung und Beratung können die Risiken minimiert werden.

Die gute Nachricht: Wenn der ökologische Hopfenanbau in Baden-Württemberg den Einsatz viroid- und virusfreies Pflanzenmaterialien priorisiert, könnte dies zu einem deutlichen Marktvorteil führen und das Ziel der Politik unterstützen, den Anteil ökologischer Landwirtschaft in der Region zu erhöhen. Aber alle Erkenntnisse der geplanten Arbeiten kommen gleichermaßen auch der integrierten nachhaltigen Hopfenproduktion zugute.

Projektziele

Das vorrangige Ziel dieses vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württembergs geförderten Projekts ist die Stärkung des ökologischen Hopfenanbaus in der Region Tettnang in Baden-Württemberg. Durch wissenschaftlich fundierte Ansätze soll die Qualität und Produktivität des Hopfenanbaus verbessert werden. Im Speziellen beinhaltet das Projekt fünf Kernbereiche:

Erstens wird ein umfassendes Pathogen-Screening für die Kulturen Hopfen, Apfel und Wein in Tettnang durchgeführt, um eine solide Datenbasis für die Risikobewertung zu schaffen. Zweitens liegt der Fokus auf dem Management von Viroiden, insbesondere durch die Entwicklung eines effizienten Verfahrens zur Viroid-Elimination der Hopfensorten ‚Callista‘ und ‚Tettnanger‘ und die Bewertung der Viroid-Belastung bei verschiedenen Hopfensorten. Als dritten Punkt wird eine Viroid-Interferenz-Therapie (VIFT) entwickelt die zukünftig als mögliche kurative Maßnahmen im Umgang mit Viroid-Infektionen dienen könnte. Viertens wird eine tiefgehende Risikobewertung für den ökologischen Hopfenanbau spezifisch für Baden-Württemberg erstellt, die sowohl aktuelle als auch potenzielle zukünftige Gefahren umfasst. Fünftens wird angestrebt, Hopfen, der frei von Viroiden ist, als Qualitätsmerkmal zu etablieren.

Der Zweck des Projekts ist es, die Landesstrategie Baden-Württembergs zur Förderung des ökologischen Landbaus zu unterstützen. Es soll zur Steigerung des Bio-Anteils auf 30-40% bis 2030 beitragen und mittelständische Betriebe durch datenbasierte Entscheidungsgrundlagen stärken. Ebenso wird das Projekt die Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Händlern intensivieren und somit zur regionalen Wertschöpfung beitragen.

Das Projekt vereint somit nicht nur spezifische wissenschaftliche Ziele mit einer klaren regionalen Ausrichtung, sondern trägt auch zur Umsetzung von übergeordneten politischen Zielen und Strategien der Landesregierung bei. Es stellt damit einen wichtigen Beitrag der Forschung der Universität Hohenheim zur nachhaltigen Entwicklung des ökologischen Landbaus in Baden-Württemberg dar.

Gefördert durch Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), Stuttgart

Ansprechpartner: Michael Helmut Hagemann